Dienstag, 21. Juni 2011

Liebe regelmäßige und unregelmäßige Blog-Leser

Hiermit möchten wir euch recht herzlich dazu auffordern möglichst häufig Kommentare zu unseren Posts zu hinterlassen. Da wir nur sehr spärliche Informationen aus der Heimat bekommen, freuen wir uns über Antworten jeder Art - gerne auch nicht-themenbezogen. :)

Falls es jemandem entgangen ist: Man muss sich nicht mehr registrieren um einen Kommentar zu hinterlassen!

Liebste Grüße
Anita und Daniel


Samstag, 18. Juni 2011

"We want to go to Luckymall..."

Die Luckymall ist ein Einkaufszentrum, welches westlicher nicht sein könnte und direkt in der Stadt Siem Reap ist. Auf insgesamt drei Ebenen findet man hier unter anderem einen Supermarkt, ein Schreibwarengeschäft, eine Apotheke, Schmuck- und Uhrengeschäfte, ein Running-Sushi-Restaurant, Kleidung, eine Fast-Food-Kette namens Lucky Burger sowie das Luckafé, das Anita und mir als "Internet-Surf-Station" dient. Und wie es für ein Einkaufszentrum dieser Art auch in Österreich üblich ist, kommt man über Rolltreppen von einem Stockwerk ins nächste. Das klingt alles nicht wirklich beeindruckend (abgesehen von der Tatsache, dass es so etwas wie die Luckymall hier in Kambodscha überhaupt gibt)?!?! Tja, dann habt ihr noch nie die Gesichter kleiner Kinder gesehen, die zum ersten Mal ihrem Leben ein klimatisiertes Gebäude betreten, zum ersten Mal Rolltreppe fahren und zum ersten Mal internationale Produkte in Händen halten.

Die Idee, der Luckymall mitsamt den Kindern aus "unserem" Dorf einen Besuch abzustatten, entstand durch Organisator Chek. Im Nachhinein vermuten wir, dass er selbst noch nicht oft in den Genuss dieser Einkaufsmeile kam, da hierzu das nötige Kleingeld fehlt, und die einmalige Chance (gleich zwei "reiche" Europäer arbeiten für unsere Organisation!) am Schopf packen wollte. Aber das ist ein anderes Thema, mit dem wir in Kambodscha immer wieder zu kämpfen haben...

Und so ging das Ganze im Endeffekt vonstatten: Man diskutiert, welche Kinder an welchem Tag mitkommen dürfen und packt nach dem Schulunterricht vier Knirpse auf ein Moped (siehe Foto >>> Anmerkung für ängstliche Mütter: Dieses Foto ist bearbeitet worden! Es wäre natürlich niiiemals möglich vier Kinder auf einmal auf nur einem Moped mitzunehmen!)
Dann geht es ab zur Luckymall und rein ins klimatisierte Gebäude ... und siehe da: Den Kindern ist zum ersten Mal in ihrem Leben ein bisschen kalt. Nachdem die Rolltreppe mit einigem Respekt aber frohen Herzens "erklommen" wurde, gibt es im Lucky Burger für jeden das gewünschte Getränk. Noch ein Stockwerk höher, zücken die lieben Europäer erneut ihre Geldbeutel und kaufen den Kindern neue Stifte.
Danach geht es wieder runter, wobei - und das soll an dieser Stelle explizit erwähnt werden - eine Rolltreppe von oben um einiges bedrohlicher wirkt, als von unten. Oder habt ihr das noch nie bemerkt? Dennoch heil ganz unten wieder angekommen, äußern die Kinder den Wunsch den Supermarkt zu sehen. Und jetzt stelle man sich vier kleine bis über beide Ohren lächelnde Gestalten vor, die ihren winzigen "Kiosk" im Dorf kennen, eventuell einmal auf einem kambodschanischen Markt waren und dann die Vielfalt der westlichen Welt erleben dürfen. Da gibt es plötzlich Früchte, die abgepackt sind, und Fleisch, welches sich im Tiefkühler befindet. Und gleich gegenüber findet man eine Auswahl an Getränken, die nicht größer sein könnte. Gar nicht zu sprechen von den ganzen Süßigkeiten, von denen natürlich auch jedes Kind etwas aussuchen darf.

Nach gut einer Stunde war der ganze Spuk meist vorbei und wir nahmen von den Kindern vor der Luckymall Abschied. Wir wussten, dass wir noch fünf Stunden mit ihnen durch die endloslangen Reihen des Supermarkts spazieren hätten können. Aber wir wussten auch, dass bereits am darauffolgenden Tag die nächsten vier Kinder gierig darauf warten würden, dass sie jene Welt betreten dürfen, von der sie bis dato nur hier und da mal gehört haben...
(verfasst von Daniel)


Die Luckymall ...

... bietet westlichen Luxus (für Touristen und reiche Einheimische).

Fünf Personen auf einem Moped: In Kambodscha absolut legal, solange der Fahrer einen Helm trägt.

Ausflug Nummer 1

In der Luckymall gibt es nicht nur exquisite Heiße Schokolade ...

... sondern auch "giftigen" Orangensaft.

Ausflug Nummer 2

Und aller guten Dinge sind 3 :)

Dienstag, 14. Juni 2011

Battambang

Vergangenes Wochenende sind wir mal raus aus Siem Reap und rein in die wunderschöne Provinz Battambang. Nach unserer Unterrichtseinheit am Freitagvormittag haben wir uns in den Bus gesetzt, und nach einer vierstündigen Reise, bei der wir bereits die schöne Natur der ländlichen Gegend genießen konnten, wurden wir mit aufgeregten "Tuk-Tuk, Sir??" "Tuk-Tuk, Laaidee??"- Rufen begrüßt. Der Tuk-Tuk-Fahrer unserer Wahl erwies sich als echter Glücksgriff, denn nach einem gratis Pick-up zu unserem Hotel plante er mit uns sofort eine umfassende Tour für den nächsten Tag (und das zu einem Schnäppchenpreis) :)

Nachdem wir im Hotel in Ruhe eingecheckt hatten, plagte uns der Hunger und wir fanden (Lonely-Planet sei Dank) bald ein schnuckeliges Lokal mit hervorragendem Essen. Danach ging es quer durch das kleine Städtchen, um diverse "Sehenswürdigkeiten" zu begutachten. Als ÖBB-Kinder zog es uns natürlich sofort zum stillgelegten Bahnhof. Dieser dient heute als Spielplatz und Unterkunft für einige Straßenkinder. Die Schienen im Bahnhofbereich sind etwas ausbesserungsbedürftig, doch die dortigen Waggons haben beinahe österreichischen Standard (siehe Bilder) :) .

Am nächsten Morgen ging es dann zeitig los: Nach einem kurzen Frühstück machten wir uns mit Tuk-Tuk-Driver "Dollar" auf zur legendären Bambusbahn, die (zu unserem Glück) noch in Betrieb ist. In etwa zwei Monaten wird das lokale Transportmittel nämlich stillgelegt und muss dem Bau des neuen Streckennetzes weichen. Die Anwohner sind von diesem Projekt nicht besonders begeistert, da sie nun ihre Frachten (Gemüse, Mopeds, Reis, Hühner, etc...) mit Holzkarren quer durch die Pampa transportieren müssen. Die beeindruckende und rasche Fahrt auf dem Holzgestell führte uns zur nächsten Haltestelle und wieder zurück quer durch Reisfelder, Dschungelgebiet und Moskitoschwärme.

Danach ging es im Tuk-Tuk weiter zum vermutlich einzigen Weinbauern Kambodschas :) Nach einer ordentlichen Kostprobe und einem kurzen Spaziergang durch die Besucher-Reben verließen wir (um einige Dollar ärmer und um einige Flaschen Rotwein, Trauben- und Ingwersaft reicher) das elegante Weingut. Es folgte eine schöne Fahrt durch die Dörfer der Gegend und "Dollar" zeigte uns ein paar ganz besonders tolle Ausblicke. Zuerst machten wir Halt an einer der Golden Gate Bridge nachempfundenen Brücke, um im Anschluss daran zu einem Baum (mitten in einem Dorf) zu fahren, der vollbehangen mit Fledermäusen war...

Unsere nächste Station war der Phnom Banan, ein Hügel, bei dem man über eine sehr schöne - sehr steile - Treppe hinauf zu einem alten Tempel gelangt. Am Fuß des Hügels genehmigten wir uns neben einem Lotusfeld in einer niedlichen Bambushütte ein gutes Mittagessen.
Den Abschluss unseres Ausflugs bildete der Phnom Sampeau mit der Killing Cave. Die Spitze des Bergs erreichten wir durch eine rasante Mopedfahrt über Stock und Stein. Danach zeigte uns "Dollar" die dortige Pagode sowie die "Killing Cave" - eine Höhle, in der die roten Khmer viele Menschen hingerichtet haben. Als Mahnmal dient dort eine Stupa mit Knochenresten und Schädeln der Verstorbenen.

Um den Tag gebührend ausklingen zu lassen, gingen wir zu einem schicken französischen Restaurant und ließen uns dort kulinarisch so richtig verwöhnen. Es gab Ente in Honigkruste in Thymian/Rosmarin-Sauce und gegrilltes Hühnerfilet mit Senf-Blauschimmelkäse-Sauce - dazu gabs ein Kartoffelgratin als Beilage. Mjam!

Nach einem erholsamen aber etwas kurzen Schlaf läutete unser Wecker am nächsten Tag bereits um 5:45 Uhr. Nachdem wir als Abschiedsgeschenk von unserem Hotel noch zwei kambodschanische Schals (Kromas) geschenkt bekommen haben, traten wir um sieben Uhr unsere Rückreise mit dem Boot an.
Über verschiedene Flüsse schlängelte sich unser kleines (vollbeladenes) Boot in Richtung Tonle Sap. Die Einheimischen steigen auf dieser Strecke an verschiedenen Floating Villages aus und zu und tragen jeweils schweres Gepäck oder die Reisration für die nächste Woche bei sich :)
Nach etwa 7 Stunden kamen wir (unter wildem "Tuk-Tuk, Sir??" Geschrei) am Bootsanleger in Siem Reap an. Durch die stürmische Begrüßung der Tuk-Tuk-Fahrer war uns klar: Wir sind zu Hause. Home sweet Home.
(verfasst von Anita)


Vor langer, langer Zeit regierte ein König in Battambang. Dieser besaß einen magischen Stab. Der Stab ermöglichte es, eine beinahe ausweglose Schlacht zu gewinnen. Nach dem Ende der Schlacht verlor der König seinen magischen Stab im Wald. Er wurde nie mehr gefunden. Von dieser Legende kommt der Name der Stadt und Provinz: Batt (Stab) Ambang (verloren)

Der neue Railjet: Daniel hat sich schon einen Fensterplatz reserviert.

Tuk-Tuk-Fahrer "Dollar"

Mit dem Bambootrain...

... ging es auf holprigen Schienen quer durch die Pampa.

Die Holzkonstruktion erweist sich als äußerst praktisch...

... denn mit ein paar Handgriffen lässt sie sich aufheben und umdrehen (um die Richtung zu ändern).

In Kambodscha werden drei Mal im Jahr die Trauben geerntet.

Geschätzte 1000 Stufen rauf auf den Phnom (Berg) Banan.

Die Tempelanlage des Phnom Banan ist älter als die Angkor-Tempel.

Kurze Erfrischung  -- und dann wieder aaallles zurück :)

Die Killing Cave am Phnom (Berg) Sampeau: Die roten Khmer haben hier Menschen gegen die Felsen geschlagen und dann die Höhle hinunter gestürzt.

In der Nebenhöhle steht ein Mahnmal mit den Schädeln der Verstorbenen.

Eine schöne Stupa bei der Tempelanlage am Sampeau.

Die Bootsfahrt in Richtung Siem Reap.

Leute, die zu- oder aussteigen wollten, wurden mit kleinen Paddelbooten vom Ufer  (oder ihrem schwimmenden Haus) zu unserem Boot gebracht bzw. abgeholt.

Mittwoch, 1. Juni 2011

Die mächtigen Tempel von Angkor

Dem Niveau dieses Blogs entsprechend, soll mit dem nun folgenden Eintrag eine wissenschaftliche Abhandlung der präangkorianischen Periode sowie der Angkor-Ära mit ihren zahlreichen Königen und den Bauten selbiger - umgangssprachlich auch Tempel genannt - erfolgen. Die damit einhergehende zentrale Rolle der Gottheiten und deren Beschreibung würden dabei den Rahmen dieses Eintrags allerdings sprengen und werden deshalb an dieser Stelle ausgeklammert.

Ok ... einmal tiiief durchatmen ... Gehirnwindungen neu ordnen ... Universitätsmodus ausschalten ... und jetzt nochmal ... denn Fakt ist einfach, dass wir vergangenes Wochenende die wohl bekannteste Touristenattraktion Kambodschas besucht haben: die mächtigen Tempel von Angkor!

Wer glaubt, dass er mit der größten Anlage (Angkor Wat) bereits alles gesehen hat, der irrt gewaltig. In diesem Teil der Provinz Siem Reap gibt es insgesamt hunderte Tempelanlagen, die alle ihren ganz speziellen Reiz haben. Da diese allerdings ein wenig verstreut liegen, nahmen wir das Angebot von Chek und Chumneanh (zwei Mitglieder der Organisation, für die wir arbeiten) gerne an und ließen uns mit deren Mopeds in der Gegend herumführen.

Zuerst ging es zum Angkor Wat, der mit seiner unglaublichen Größe beeindruckt. An dieser Stelle muss ich leider gleich dazusagen, dass es schwierig ist den Besuch dieser als auch der anderen Stätten in schöne Worte zu fassen. Wir lassen deshalb - wie so oft - mehr die Bilder sprechen. Doch auch diese zeigen nur einen Bruchteil der wahren Schönheit dieser Gegend. Soll heißen: Steigt am besten gleich ins Flugzeug und schaut euch die Bauten hier selber an. Einfach Bescheid geben, wann ihr in Phnom Penh oder Siem Reap landet, wir holen euch gerne ab ;)

Aber zurück zum Thema: Nach Angkor Wat ging es durch das Südtor zum Tempel "Bayon", der vor allem durch seine zahlreichen Gesichter für Staunen sorgt. Und wenn man dann innerhalb der Tempelanlage auf ein Filmteam stößt (siehe ebenfalls Fotos) staunt man gleich noch viel mehr.

Nach dem Mittagessen ging es noch zu zwei kleineren Tempeln (Namen der Redaktion nicht bekannt), bevor wir den abenteurlichen "Ta Prohm" besuchten. Hier befanden wir uns plötzlich mitten im Dschungel und erforschten eine Anlage, welche sich die Bäume zurückerobert haben. Eingestürzte Mauern, gespenstische Pfade und riesige Wurzeln weckten das Kind in uns, aber zum Verstecken-Spielen war leider keine Zeit :)
Ach ja, wen es interessiert: Im "Ta Prohm" wurden auch Teile von Tomb Raider mit Angelina Jolie gedreht.

Genug der Worte, hier unsere tollen Fotos...
(verfasst von Daniel)

Angkor Wat

Auf dem Weg zum mächtigsten aller Tempel

Unsere Guides Chek und Chumneanh
Kuck-Kuck :)


Südtor zur Tempelstadt Angkor Thom

Die zwei Wächter des Südtors

Bayon

Wer genau schaut ...

... findet im Bayon hunderte von Gesichtern.

Filmset im Bayon: Gedreht wird eine kambodschanische Schnulze


Flickwerk made in Kambodscha: Aus Alt mach Neu.
Kambodschaner sind seit Urzeiten anscheinend sehr klein ;)

Eingang zum Dschungeltempel "Ta Prohm"

Bereits vor dem Tempel stehen riesige Bäume, die ihre Wurzeln in alle Richtungen strecken.

Große Teile des Tempels hat sich die Natur zurückerobert.

Bäume, die sich lieb haben ...

Riesenwurzel über den gesamten Tempel

Die Wurzeln der Bäume bringen den Tempel zum Einsturz.