Sonntag, 22. Mai 2011

Von lustigen Kindern und sich die Haare raufenden Lehrern

Als kleiner Zwerg kommt man in Österreich zuerst einmal in den Kindergarten. Danach stecken einem die "bösen" Eltern in die Volksschule. Und als wäre das noch nicht genug, muss man nach vier Jahren auch noch in die Hauptschule / Neue Mittelschule bzw. ins Gymnasium wechseln. Ihr werdet es mir jetzt nicht glauben, aber ich muss euch eines sagen: Das macht Sinn!!!

Anita und ich standen in der ersten Woche unserer Lehrtätigkeit nämlich vor einigen schwierigen Fragen: Wie unterrichtet man eine Klasse, in der 5- bis 15-jährige Schüler sitzen, die einen also noch Kind sind und die anderen sich schon in der Pubertät befinden? Wie soll man je auf einen grünen Zweig kommen, wenn die eine Hälfte der Jungs und Mädels bereits ganze Sätze versteht, während die andere Hälfte nur große Augen macht, wenn man sie nach ihrem Namen fragt? Und wie sollen die Kleinen nur je besser werden, wenn ihnen die Großen immer alles einsagen?

Wir haben uns deshalb schweren Herzens dazu entschieden unsere Klasse zu trennen. Anita unterrichtet nun die 10- bis 15-Jährigen, während ich den Knirpsen ein paar Englischvokabeln näherbringen möchte. Die Aufteilung ist perfekt, da so jeder von uns seinem Niveau entsprechend Lehrer spielen darf. Denn sind wir uns ehrlich: Ich war schon immer ein alter Kindskopf! ;)

In Anitas Klasse wird nun neben sinnvoller Konversation (Hallo, ich heiße ... Ich bin ... Jahre alt. Meine Hobbys sind ... Ich fühle mich heute ...) auch Grammatik gepaukt (Ich, Du, Er, Sie, Es, Wir, Ihr, Sie: Fülle das richtige Wort ein) und das Lesen geübt. Bei mir hingegen stehen die Kinder oft schon an, wenn ich ihnen vier verschiedene Stifte zeige und nach der Farbe frage. Es ist zwar noch kein Meister vom Himmel gefallen, aber ich musste mir bei folgender Situation (wir hatten die Farben rot, blau, grün und gelb bereits 100fach geübt) doch kurz die Haare raufen:

Ich halte den roten Stift hoch. Na, welche Farbe haben wir denn da?
Blau.
Nein.
Grün.
Nein!
Gelb?
Nein!!!
Als nur noch eine Farbe übrig, die Antwort allerdings immer noch ausblieb, habe ich es aufgegeben.

Aus diesem Grund malen wir jetzt nur noch Bildchen an und singen dazu Lieder ... Nein, ganz so ist es natürlich nicht. Es werden weiterhin verschiedene Tiere, Haushaltsgegenstände, Körperteile etc. gelernt, allerdings ist der "Ich rate jetzt einfach mal, was das für ein Tier sein könnte"-Faktor immer noch ein bisschen größer als der "Ich weiß es, Herr Lehrer, weil ich's mir gemerkt habe"-Faktor. Aber wir arbeiten daran ... :)

Übrigens: Jeden Dienstag lesen Anita und ich (gemeinsam mit Übersetzer Chek) nun abwechslungsweise Märchen vor. Um 17 Uhr ist Treffpunkt im so genannten Reading Room, und dann gibt es zuerst einmal Getränke und Kekse. Die Verköstigung ist sicher mit ein Grund, weshalb der Andrang letztes Mal ziemlich groß, das Interesse an der Geschichte (Rumpelstilzchen) hingegen eher klein war.

Und geknuddelt und gedrückt wird nun auch schon mehr als am Anfang. Aber an dieser Stelle lassen wir besser die Bilder sprechen ...

An Anita haben die Kinder einen Narren gefressen. Zuerst wird fürs Foto brav gelächelt ...

... und dann auf sie mit Gebrüll :)

Nach der Stunde wird der "strenge" Lehrer zum braven Ersatz-Papa *g

Anita mit ihrem Schatzi Bora. Tja, die muss wohl mit nach Österreich ...

Märchenstunde im Reading Room

Srey Nuon (Rechtschreibung ohne Gewähr): Peace, Love & Happiness


Gestern sind wir übrigens zum Tonle Sap (größter See Kambodschas) geradelt und haben uns mit dem Boot eines der schwimmenden Dörfer angeschaut. Bericht und Fotos folgen :)
(verfasst von Daniel)

1 Kommentar:

  1. Auf diesen Bildern seht ihr nicht wie Lehrer sondern wie Ersatzmama und Ersatzpapa
    aus. Die haben euch ziemlich ins Herz
    geschlossen.
    Bin sicher dass ihr den Kindern die Farben und noch vieles mehr beibringen könnt.
    Freuen uns schon auf die nächsten Fotos.
    Viele Bussi an euch beide
    von Mama und Papa.

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